Spoilerfreie Kritik zu Planet der Affen 2: Revolution

Eins vorweg: Wenn du gerne in den Zoo gehst, dich im Affengehege auf die Bank setzt und stundenlang den Äffchen im Käfig bei ihrem Geschwinge und Getrolle zusehen kannst, dann wirst du bei diesem Film Angst bekommen. Denn diese Äffchen werden durch kein Gitter in ihre Grenzen gehalten und unter Umständen sind diese Äffchen auch viel schlauer als du, was dich vermutlich deprimieren wird. Gleichzeitig wird es dich glücklich machen, denn irgendwo hatte Darwin dann doch Recht.

Die Erwartungen

Was erwartet man von Planet der Affen? Richtig, einen Planeten voller Affen. Da wir diesen aber schon haben und man eine Geschichte interessanter als die Wirklichkeit gestalten sollte, konzentriert sich der Film eher auf eine Affen- und eine Menschen-Kolonie und stellt dabei die essentiellen Fragen: „Ist der Affe der bessere Mensch?“ und „Wenn ich mit den Füßen esse, ist das dann eklig?“.

Zumindest das Erste ist, wie im wahren Leben, nur mit dem Leben selbst zu beantworten: Der Mensch ist so vielschichtig wie ein Regenbogen. Es gibt Gut, es gibt Böse und es gibt Dazwischen.

Planet der Affen: Revolution (übrigens nicht zu verwechseln mit der Menstruationskomödie Planet der Affen: Ovulation) setzt zehn Jahre nach dem ersten Film an und man bekommt genau das, wovon man im ersten Film so begeistert war; nämlich eine Geschichte zum Nachdenken, Charaktere zum Lieben, Charaktere zum Hassen und atemberaubend gefühlsechte Animationen, ganz ohne Latex.

Affe macht Liebe mit Mensch!

Die Story

Ziel des neuen Franchises ist es, den Weg der Affen zur Macht zu zeigen. Wie ist es der unteren Evolutionsstufe (sorry, wenn wir jetzt alle Affen politisch unkorrekt einordnen) möglich, die obere zu überwältigen? Dazu ist vor allem eins wichtig: Die Menschen zu schwächen. Auch wenn das Internet schon sehr viel zur Verdummung beiträgt (bis auf Kätzchenbilder – Kätzchenbilder sind supercool), braucht es doch zumindest ein hausgemachtes Virus, das den Großteil der haarlosen Zweibeiner dahinrafft und gleichzeitig die Intelligenz derer mit Haaren steigert.

Das bringt uns zur Ausgangsposition: Menschen wollen über- und Äffchen einfach nur weiterleben. Das funktioniert auch ganz gut, solange man sich nicht in die Quere kommt.

Und – Überraschung! Man kommt sich in die Quere. Jetzt beginnt das Chaos: Der Faktor Mensch wird zur Bewährungsprobe für die perfekte Affen-Harmonie und es stellt sich heraus, dass Affen doch nicht so anders sind wie ihre evolutionäre Zukunft.

Wer hätte gedacht, dass es bei diesen freundlichen Gesichtern Probleme gibt.

Die Action

Planet der Affen: Revolution ist kein Action-getriebener Film. Er lebt davon, dass man mit seinen Protagonisten mitfühlt, wütend wird, sich freut und selbst gerne mal von Baum zu Baum schwingen würde (klappt nicht, hab ich ausprobiert).

Die Action dient nicht sich selbst: Sie ist der Höhepunkt der Dramatik und es geht um was! Anders als bei Blockbuster-Kollegen spürt man die Konsequenzen jeder Handlung, jeder Explosion und jedes Bluttropfens.

Das soll nicht heißen, dass sich der Film verstecken muss: Atemberaubende Höhen und Akrobatik führen oft dazu, dass man sich im Kinositz oder auch beim fremden Sitznachbarn festkrallt (so findet man Freunde fürs Leben). Wer den Film für die Action sehen möchte, wird nicht enttäuscht!

Das passiert, wenn man doch versucht, auf Ästen zu schwingen.

Die Äffchen

Es gibt viele Äffchen: Äffchen auf Pferdchen, Äffchen auf Panzerchen, Äffchen mit Stöckchen, Äffchen mit Wäffchen, ganz große Äffchen, ganz kleine Äffchen und sogar Äffchen auf Äffchen. Wer allerdings eine Banane erwartet, wird enttäuscht – denn wo soll die am Schauplatz San Francisco auch herkommen („Aus dem San-Francisco-Dschungel du Tröte!“ – „Achso, ja, stimmt.“).

Für Millisekunden merkt man den Affen die Animation an, aber größtenteils ist man so von seinen Gefühlen überwältigt, dass man es vergisst. Und das ist genau das, was zählt: Ein guter Effekt ist der, der dem Zuschauer gar nicht erst auffällt. Nach zwei Stunden hält man sprechende Revoluzer-Affen fast für normal!

Größte Hochachtung also an dieser Stelle an das gesamte Special-Effects-Team und Andy Serkis. Ihr seid der Knaller!

Man kann behaupten, die Effekt-Industrie hätte einen kleinen Fortschritt gemacht.

Fazit

Eigentlich ist dieser Film total überflüssig, denn wir wissen bereits, wohin sich die Affen entwickeln: (Achtung, Spoiler) Zum Menschen. Aber dieser kurze Ausschnitt auf diesem Weg dorthin ist zwei Stunden Lebenszeit und auch die Euros allemal wert. Denn wenn die Äffchen ihren Aufstand beginnen und Geld keinen Wert mehr hat, hat man immerhin noch die Erinnerung an diesen großartigen Film; was natürlich total ironisch ist, weil dann mag man ja vermutlich keine Äffchen mehr.

Björn Falszewski
6. August 2014
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