Wie man 4 Wochen ohne Programmieren übersteht

Wenn man praktisch zwei Jahre lang durchentwickelt hat, seine täglichen Abläufe in Algorithmen seziert und seine Freundin mit echo hallo anspricht, muss man mal Pause machen. Aber das ist nicht so einfach.

Am ersten Tag denkt man sich: “Och, die eine Speicherklasse könnte ich ja doch noch eben optimieren”, also array_unshifted sich die Erholungszeit.

Am tatsächlichen ersten Tag denkt man sich, dass man ja jetzt die Dinge erledigen kann, die man schon immer erledigen wollte. Die eine Sache mit der Speicherklasse von gestern kommt dann in den Sinn.

Aber nein. Man muss sich anders beschäftigen. Also greift man auf Prokrastinationen zurück, die einem sowieso schon generell über den Tag helfen, wie z.B. Schreibtisch aufräumen. Wobei – eher doch nicht. Das sieht nach zuviel Arbeit aus. Vielleicht doch lieber ein Spielchen Heroes of the Storm? Bevor man sich versieht, ist man so stolz auf sich, MVP geworden zu sein, dass man sich regelmäßig filmt. Man muss ja was seinen Enkeln erzählen können.

Gut, das war jetzt 2019, aber das fällt niemandem auf und passte gut zum Text.

Danach wird einem irgendwie langweilig. Die Euphorie des andauernden Gewinnen in Videospielen ebbt ab, so ist das eben, wenn man Pro-Gamer ist.

Also denkt man sich: “Achja, ich wollte doch noch dieses komische Ding schweißen”. Was man eben so tut, wenn man Freizeit hat. Das Hindernis, dass man echt überhaupt nicht schweißen kann und sich gerade mal die Grundlagen im Internet fetzenweise zusammengelesen hat, ist nicht hoch.

Schließlich steht das neue Lichtbogenhandschweißgerät (Deutsch ist so eine schöne Sprache) für sowas bereits im Keller bereit. Man kann ja nie wissen, wann man Notfallschweißen muss.

Also los! Wie schwer kann das sein.

Profi halt.

Wer sich jetzt fragt, was das sein soll: Halt so ein Ding für den Garten. Letztendlich hat es dann doch sehr gut gehalten, aber wo ist denn der Spaß an der Sache, wenn man nur den Erfolg zeigt.

Was jetzt? Das Ding ist geschweißt. Ah! Man braucht ja noch einen Tisch für die Kreissäge. Den könnten wir doch noch bauen.

Man muss nur daran denken, dass man die Ikea-Kiste auch wieder entfernen können muss, wenn man die schlauerweise als Abstandshalter benutzt und die Bretter einschraubt.

Da war aber eindeutig die Kiste dran Schuld. Und das kann man nicht verzeihen. Wer sich in den Weg stellt, der muss eben mit den Konsequenzen leben.

Jaja, man hätte das Brett auch wieder rausschrauben können. Aber hier ging es ums Prinzip.

Wenn die erste Woche vergangen ist, gewöhnt man sich so langsam daran, gar nicht mehr an die Tastatur zu gehen und schaut sich Gegenstände um einen herum an, die man verbessern könnte. Pro-Tipp: Das geht nur mit Gegenständen! Nicht mit Personen!

Und dann verfliegt die Zeit… Ehe man sich versieht, sind Wochen vergangen und alle technischen Tools haben 12 Versionsnummern übersprungen, man programmiert nur noch mit Gedankenkraft und eigentlich braucht man keine Entwickler mehr, weil ja jetzt alles über KIs läuft.

Gut! Mehr Zeit zum Bauen!

Björn Falszewski
24. Juli 2020
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